„Wenn man erst einmal begriffen hat, dass man niemals bereit für irgendetwas ist, geht vieles leichter.“
– Carolin Magunia
Sicherlich kennt ihr den, in manchen Kreisen der Motivationsbranche nahezu inflationär gebrauchten, Spruch „Start before you’re ready!“.
Obwohl gut gemeint und als positive Zurede gedacht, um eine Unternehmung in Angriff zu nehmen ohne sich im Gefängnis der eigenen destruktiven Gedanken zu verlieren, kann ich mich damit nicht 100%ig anfreunden.
Nicht weil ich stets bestmöglich vorbereitet sein wollte. Das will ich zwar auch, aber ich habe mir über die Jahre einen gewissen Pragmatismus, was Aufwand und Ergebnis betrifft, angeeignet. Nein, es ist der Glaube daran dass man irgendwann „ready“ ist. „Ready-er“ zumindest als man sich gerade fühlt. Die Sache ist meiner Meinung nach allerdings die, dass wir nicht wissen können, wie sich das „bereit sein“ anfühlt. Sonst hätten wir den Schritt ja bereits hinter uns gebracht.
Wer etwas Neues wagt, kann schlicht nicht wissen, wie es sich anfühlt diese Sache bereits zu beherrschen oder gemeistert zu haben. Wie überlegen, wie großartig es sich anfühlen würde, dieses „ready“-Gefühl. Da wir
uns in dem Augenblick in welchem wir uns nach der Veränderung oder dem Neustart wünschen, meist nicht „on top of the world“ sehen, fühlen wir uns auch nicht entsprechend.
Da können wir einfach noch nicht „bereit“ sein und somit verschiebt sich unser Antrieb zu handeln in eine unbestimmte Zukunft, in der wir uns dann aber sicherlich, irgendwann, irgendwie bereit fühlen werden…
Im Endeffekt blockieren wir damit jeglichen Fortschritt in unserem Leben. Wir sagen uns selbst, dass es noch nicht an der Zeit sei, da das Gefühl noch nicht das richtige ist. Und so lullt uns unser Unterbewusstsein ein in einen Kokon aus seidigen Trägheitsfäden. Das ist nichts Böses. Unser Unterbewusstsein hat den Job uns am Leben zu halten. Etwas Neues gefällt ihm überhaupt nicht. Das ist ein nicht einschätzbares Risiko und somit kann es unser Vorhaben etwas außerhalb unseres Gewohnten zu tun nicht gut heißen. Daher lässt es uns gerne zu uns selbst sagen „Ich werde es schon merken, wenn es der richtige Zeitpunkt ist.“. Und dann tun wir einfach weiterhin nichts.
Klar, es gibt Situationen in denen wir wie selbstverständlich die Initiative ergreifen und eine Entscheidung treffen.
Aber, wenn wir mal ehrlich sind, haben wir in der Sekunde vor dem Handeln immer einen inneren Dialog in dem wir eruieren ob wir tatsächlich ready sind?
Und das sind meistens die wirklich brenzligen Situationen im Leben, in denen wir einfach etwas tun. Wir helfen zum Beispiel jemandem, greifen beherzt ein, fangen einen Gegenstand, bevor er auf dem Boden aufschlägt oder etwas in der Art. Da sind wir einfach im hier und jetzt und tun unser Möglichstes. Mehr kann man ohnehin von niemandem erwarten.
Welchen Satz ich lieber als „Start before you’re ready“ hören würde? Ich würde es auf die Essenz herunter brechen: „Start!“ oder auf Deutsch „Beginne!“.
Die Kraft steckt immer im Jetzt. Das Einzige was wir jemals haben ist der jetzige Moment. Die Vergangenheit liegt hinter uns. Kann nicht geändert nur erzählt werden. Und die Zukunft gibt es nicht. Pah! Was für ein Satz, oder?! Bereitet mir fast
Gänsehaut. Aber das was wir Zukunft nennen, sind unsere Gedanken die einen möglichen Verlauf der Dinge konstruieren. Das ist tatsächlich nur in unserem Kopf. Es gibt unheimlich viele Faktoren, die sich auf eine Geschichte auswirken und wir können einfach nicht an alles denken. Der Verlauf des Lebens ist nicht linear. Es kann immer etwas (für uns) Unvorhersehbares geschehen. Es kann hilfreich sein, sich über eventuelle Konsequenzen unseres Handelns Gedanken zu machen, aber egal was wir uns ausmalen, können wir damit zum Glück nicht mit ultimativer Gewissheit sagen, dass es auch so kommen muss.
Also, um diesen Gedankenspaziergang abzurunden: Richtig „bereit“ (im Sinne, dass wir sicher sein können, dass alles bestens klappt) werden wir nie sein. Weshalb nicht einfach jetzt mit dem beginnen, was wir bisher erst in unserer
entfernten Zukunft gesehen haben?!