… Oder weshalb es manchmal gar nicht so leicht ist, Dankbarkeit zu empfinden.

“Mensch, sei doch einfach mal dankbar! Dir geht’s doch gut.” – Wenn jemand etwas in dieser Art sagt, klingt es oft wie ein Vorwurf. Empört über die Unfähigkeit des Gegenübers, seine oder ihre Segnungen im Leben zu erkennen. Wer immer mehr will und nie zufriedenzustellen ist, kann einem echt auf den mürben Keks gehen.

Vieles ist bereits darüber gesagt und geschrieben worden, wie gut es uns in der westlichen Welt geht. Mit Wasser das einfach so aus der Leitung kommt. Mit Supermärkten voller Lebensmittel und Schnickschnack. Internet, Krankenversicherung,…
Und sich diese Geschenke der Umstände in welchen wir leben bewusst zu machen ist definitiv wichtig. Nur vielleicht nicht auf die Art, wie es gerne getan wird.

Destruktive Fragen… brain-fuck at its best.

Lange habe auch ich damit gehadert, wenn es mir mal gefühlsmäßig weniger gut ging. Eigentlich sollte ich jeden Tag singend durch die Straßen tanzen. Weshalb verdammt nochmal ist dem nicht so? Warum bin ich so ein verwöhnter Jammerlappen?
Gut, diese Frage führt zu keinen brauchbaren Ergebnissen, lediglich zu der bitteren Erkenntnis, dass man es gar nicht “verdient” hat sich schlecht fühlen zu dürfen. Sozusagen ein brain-fuck at its best.

Und damit nicht genug. Wir leiten mit diesen Überlegungen eine selbstzerstörerische Gedankenschleife ein, die sich immer enger um unseren Hals legt und uns die Luft abschnürt.
Das kann es doch nicht sein. Dankbar ist man nicht nachdem man sich erst mal richtig für seine Gefühle geschämt hat.
Ja, wir gewöhnen uns schnell an Privilegien und sind dann nur noch deprimierter, wenn es mal weniger gut läuft oder wir bestimmte Vorzüge verlieren. Jedoch ist der Weg zur wahrhaftig empfundenen Dankbarkeit unabhängig von Mangel bzw. Überfluss zu finden.

Die kraftvolle Herzensempfindung

Dankbarkeit ist eine Herzensempfindung. Sie liegt in uns und wir können sie spüren und erblühen lassen. Eine Empfindung welche in uns aufsteigt und uns wie eine Welle überspült. Ein Empfangen und Erkennen.

Ich hatte im letzten Frühling ein Erlebnis, welches mir das ganz deutlich zeigte. Nach mehr als 10 Jahren schweren Heuschnupfens konnte ich mich im letzten Jahr, durch eine Ernährungsumstellung und pflanzlichen Helfern, erstmals davon befreien. Ich stand neben Bäumen in voller Blüte und konnte “normal” atmen. Mir stiegen vor Freude fast die Tränen in die Augen. Pure Dankbarkeit, welche ich niemals so intensiv empfunden hätte, wenn man mich zuvor zur Bescheidenheit ermahnt hätte.
Diese tiefe Dankbarkeit ist ein unfassbar mächtiges Gefühl. Es beflügelt uns und lässt und im Hier und Jetzt sein. Bewusst sein. Eine achtsame Präsenz.

Wie kommen wir nun von einem Stadium der Unzufriedenheit zur gelebten Dankbarkeit? Es gibt ein Zitat von Toni Robins an welchem ich mich schon eine Zeit abarbeite. Wie ich bereits des Öfteren erwähnt habe, ist verwunderlich wie lange es vom Verstehen zum Begreifen brauchen kann…
Frei übersetzt sagte er: “Wenn du dankbar bist, löst sich Furcht auf und es entsteht Fülle”.

Dankbarkeit frisst Ängste…

Kawumm! Da steht es. Wie oft ist die Basis für unsere Traurigkeit und dem gefühlten Mangel unsere Angst? Wenn wir diese Aussage annehmen, wandelt sich das Blickfeld. Wir müssen uns nicht schlecht fühlen, weil wir nicht genügend Dank empfinden, sondern wir können die Dankbarkeit einsetzen um uns von negativen Gedanken und zerstörerischen Ängsten zu befreien. Erst in diesem Zustand können wir die volle und bahnbrechende Energie der Dankbarkeit erleben.
Da ich aus eigener Erfahrung weiß, dass man solche Überlegungen zunächst auf sich wirken lassen sollte, möchte ich es erst einmal hier zur Ansicht in den Raum platzieren.
Schaut es euch an, denkt – wenn möglich unvoreingenommen – darüber nach und seht, ob es mit euch in Resonanz geht oder ob ihr gerade gar nichts damit anfangen könnt. Meiner Meinung nach kann man dabei nur gewinnen.

Und wer es etwas praktischer will, kann die Sache mit der Dankbarkeit auch aktiv angehen. Der Impuls sollte sein, sich alle Punkte aufzulisten, für die wir vielleicht nichts können, die aber positiv für uns sind.
Nicht um uns selbst ggf. für unser Streben nach mehr fertig zu machen, sondern um uns ins Gedächtnis zu rufen, welch hervorragende Position wir haben um das zu verändern, was uns unglücklich werden lässt.
Dieses Bewusstsein führt dazu, dass wir negative Glaubenssätze und Gedanken objektiver betrachten und ihnen ihr Fundament entziehen. Wir entzaubern was uns einengt.

Ein schöner Tipp für mehr gelebte Dankbarkeit ist es auch, einen Monat lang, jeden Tag auf ein Stückchen Papier eine Sache aufzuschreiben für die man dankbar ist. Mit den Zettelchen kann man dann ein Einmachglas befüllen und bei Bedarf immer mal wieder eine kleine Dankbarkeits-Notiz herausziehen.

Also, lasst euch nicht einreden, was oder wie ihr euch fühlen sollt, sondern achtet auf eure Gedanken und nutzt die fruchtbare Kraft der Dankbarkeit für euch.

Dankeschönst für’s Lesen!