Kennt ihr das, ihr habt dieses komplette Internet leergesaugt und seid nun verzweifelt auf der Suche nach neuem Lesestoff, wie ein Zombie nach Gehirnen?!
Also ich hoffe ihr kennt weder das eine noch das andere Gefühl. Ansonsten an dieser Stelle ein besonderer Gruß an alle untoten Leser!
Schweifen wir aber nicht ab. Eigentlich wollte ich auf das Warum kommen.
Warum schreibe ich hier überhaupt und warum braucht es einen Blog von jemandem der hauptsächlich Spruchbuttons und Postkarten gestaltet?
Ich habe es mir nicht leicht gemacht und auch lange an dieser Frage herumüberlegt. Es ist eine große Veränderung, die ich für mich hiermit einläute. Bisher war ich eher der mehr oder weniger anonyme Kopf hinter einem kleinen Design-Label. Aber da fängt es ja schon an. Mein Ziel war es nie ein Label zu haben, sondern meine Ideen umzusetzen. Und das tat ich zunächst einfach auf Spruchbuttons. Buttons sind eines meiner Lieblingsmedien, und werden es wohl auch immer bleiben. Nur ich spüre, dass es nun weiter über den Buttonrand hinausgehen darf.
Mehr „surreal“ Denken. Rational kann (fast) jeder.
Meiner Meinung nach, ist es dringend notwendig, dass ich schreibe. Und zwar deutlich mehr als ich auf Buttons und Postkarten bekomme.
Das was man dort zu lesen kriegt, ist quasi eine Pointe, die Essenz eines Gedankengangs. Oftmals ist der Weg bis zum Motiv aber bereits mit vielen Erkenntnissen und Überlegungen verbunden, die mich persönlich bereichern. Weshalb sollte ich diese nicht auch teilen?
Als ich kürzlich mit meinen Kreationen auf einem Designmarkt war, bekam ich viele anerkennende Worte zu meinen Sprüchen und auch online erhalte ich Kommentare wie „Wie kommst du denn auf so viele Ideen?!“
Solches Feedback bestärkt mich in meinem Wunsch mehr über das Kreieren von Ideen und meine surrealen Gedanken zu erzählen. Es ist alles ganz simpel. Und eigentlich kann das jeder. Ehrlich!
Gedanklich frei drehen, assoziieren, Dinge in Verbindung setzen welche eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Das bereitet mir sehr viel Vergnügen. Doch die Gedankennetzspinnerei ist viel mehr als bloße Unterhaltung. Ich bezeichne diese geistige Spielerei als meine „surrealen Gedanken“, da sie mir erlauben auf einer Ebene zu kreieren, die nicht sofort nach ihrem Realitätsgehalt bewertet wird. Das, was daran lustvoll ist, ist der Bruch mit der Erwartung, mit dem, was unsere bestehenden Gedankennetze bereits in Hochgeschwindigkeit selbst vervollständigen. Das kennt man zum Beispiel von Witzen, bei denen man lacht, oder den Kopf schüttelt, bevor sie überhaupt zuendeerzählt wurden. Je bereiter wir sind, Unglaubliches zu erdenken, desto besser!
Das Schöne daran: Kreativität braucht sich nicht auf! Sie ist viel mehr ein Muskel, den man trainiert. So wird aus dem Gedankennetz ein immer größeres und dichteres Geflecht. Unser Gehirn bildet frische neuronale Verbindungen und je häufiger wir sie nutzen, desto stärker prägen sie sich aus. Die Gedanken rasen dann irgendwann durch dieses Konstrukt an Vernetzungen, wie Glasperlen durch die Murmelbahn.
Zum Großteil eine Frage der Wiederholung, wie bei vielem das wir neu erlernen.
Allerdings kommt hier noch eine weitere wichtige Komponente ins Spiel, welche für Kreativität entscheidend ist. Meine geliebte Achtsamkeit.
Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht sehr viel Schönes und wird inspiriert. So eine These. Wenn jetzt bei einigen der Vorwand aufploppt wie ein Pop-Up Fenster auf einer Website, dass man das ganze Elend ja gar nicht sehen wolle, kann ich verstehen woher diese Haltung kommt. Oft nehmen wir von unserer Umwelt Ausschnitte wahr die mehr als bedenklich sind. All das Schlechte und Grausame um uns. Und Selbiges als Endlosschleife in den Medien. Jeder vernünftige Reflex zum Selbstschutz schreit „Rückzug! RÜCKZUG!!!“. Ich kenne viele Menschen, die sich keine Nachrichten mehr ansehen, weil sie die Bilder aus Krisengebieten oder von Naturkatastrophen nicht ertragen. Allerdings möchte ich hier zu bedenken geben, dass es eine Sache ist, nicht hinzusehen und eine andere seinen Kopf davon zu befreien. Vereinfacht ausgedrückt, wenn sich zwei Leute vor unserem Fenster streiten, und wir das Fenster schließen und den Rollladen herunterkurbeln, sind die beiden immer noch da. So schaffen wir Dinge aus unserem Sichtfeld, wobei es keine Garantie dafür gibt, dass unsere Gedanken nicht weiter daran hängen.
Das ist kein Aufruf sich den ganzen Tag dem Horror des Schlimmsten auszusetzten, aber ein Appell daran unseren Fokus neu auszurichten. Denn Bilder beeinflussen uns, unsere Sicht auf die Welt, unsere Gedanken, unser Handel.
Hier gilt es, nicht zum Spielball unserer impulsiven Emotion zu werden. Laden wir uns mit zuviel Negativem auf, werden wir mitgerissen, wir werden zum hilflosen Opfer und sehen keinen Ausweg. Ob wir nun Nachrichten schauen oder nicht ist nahezu egal. Wir können uns nicht 100%ig davon abschotten und selbst die streitenden Nachbarn hören wir durch das geschlossene Fenster und den Rollo, wenn sie nur laut genug zanken.
Achtsamkeit, aber bitte alltagstauglich!
Achtsamkeit bedeutet nicht, sich vor allem zu verschließen und lediglich mit sich selbst zu beschäftigen. Sie ist der Weg zu unserer inneren Kraft und Selbstbestimmung mit der wir unser Leben gestalten, unsere Gefühle besser verstehen und den Aufgaben und Hindernissen der Welt entgegentreten.
Ich habe mal einen Artikel über einen Professor gelesen, welcher sich entschieden gegen den Hype um diese „Mindfulness“ positionierte. Man würde sich in der Beschäftigung mit sich selbst verlieren und wäre nicht mehr fähig mit dem normalen Leben im Außen klar zu kommen. Irgendwie tat er mir leid. Er hatte die Achtsamkeit als völlig selbstgefälligen Egotrip charakterisiert, bei dem es nur um das Individuum ginge.
Vielleicht kommt diese Sichtweise von Ratschlägen wie „Zeichne nach dem Aufstehen eine Wildblume.“ Mit solcherlei Wegweisern zur Achtsamkeit konnte auch ich bisher nichts anfangen. Auch wenn ich mich nach einer Runde Yoga am Morgen klarer im Kopf fühle, sehe ich es immer als Möglichkeit, meine augenblickliche Gefühlslage auszuloten, zu reflektieren und dann fokussiert und lösungsorientiert zu handeln. Gerade deshalb ist es mir wichtig auf eine absolut alltagstaugliche Variante der Achtsamkeit zu setzten. Und die kann uns in vielen Situationen weiterhelfen. Etwas mehr Bewusstsein um im hier und jetzt zu sein, kann uns allen nicht schaden.
Soviel zur Worterklärung der „surrealen Gedanken“, „alltagstauglicher Achtsamkeit“ und dem „Warum“ ich mehr Platz zum Texten benötige als ich auf einem 38 mm Button zur Verfügung habe. Ab jetzt kann es in die Vollen gehen.
Vorher aber noch ein paar Sonnengrüße…