… am Fallbeispiel „DaWanda“.

So geht es nun zu Ende mit DaWanda, der Onlineplattform auf welcher meine Produkte vor knapp einem Jahrzehnt das Licht der Welt erblicken durften und auch recht schnell das Laufen lernten.
Mit Hochs und Tiefs. Man kennt das. Das bleibt bei der langen Zeit und im Kontakt mit Kunden, Mitbewerbern und Bürokratie nicht aus. Besonders berührt mich, von wie vielen lieben Menschen ich gerade darauf angesprochen werde, wie es mir mit der Nachricht denn geht. Daher dachte ich mir, ich schreibe es im Folgenden einfach mal auf.

Betreff: „Kündigung Deines DaWanda-Shops“

Wie ich vom Aus des Onlinemarktplatzes zum 30. August erfuhr? Eine befreundete Shopbetreiberin hatte mir am Samstag Nachmittag einen Link zur Pressemitteilung auf einem Business-Onlinemagazin gesendet. Ich bin ihr sehr dankbar dafür, denn so traf mich die Email von DaWanda mit dem sehr pragmatischen Betreffs „Kündigung Deines DaWanda-Shops“ nicht unvorbereitet. Hätte ich beim Blick in den Posteingang als erstes diese Zeile gelesen, will ich mir gar nicht vorstellen, was mir wohl in Nanosekunden durch den Kopf geschossen wäre. Dennoch hat der Inhalt der Pressemitteilung Potential einem wie ein herabstürzender Dachbalken gegen den Kopf zu schlagen…

Ein unglaublich guter Moment für einen Mindfulness-Check!

Als ich den Text auf der Website las, spürte ich ein schales Gefühl in mir aufsteigen. Etwas zwischen Ärger und Enttäuschung. Tief durchatmen. Wut und Trauer. Tief durchatmen. Ohnmacht. Allerdings war diese Ohnmacht nicht lähmend. Natürlich fühlt man sich ohne Macht, wenn man vor vollendeten Tatsachen gestellt wird. Man kann nichts mehr ändern, positiv beeinflussen oder zurechtrücken. Es ist einfach.
Ich habe schon häufig Sätze wie „es gibt weder gut noch schlecht.“ gelesen. Und dass es sich dabei nur um Kategorien handelt, in welche wir die Dinge stecken. Damit kann ich mich einfach nicht anfreunden. Meines Erachtens nach gibt es definitiv einen Unterschied zwischen und Eigenschaften von Ereignissen, wodurch wir sie als positiv oder negativ bezeichnen können. Ich bin dazu übergegangen es nicht als gut oder schlecht zu labeln sondern zu überlegen, ob es die Menschen zusammen bringt oder ob es sie auseinander treibt.
DaWanda hat mich absolut mit vielen wunderbaren Menschen, ob nun als Kunden oder Verkäufer, zusammengebracht, von denen ich heute einige meine Freunde nenne darf.
Durch das Ende der Plattform werden sich sicherlich einige Wege trennen und ich kann noch gar nicht abschätzen wie tiefgreifend diese Veränderung sein wird.
Das kann einem natürlich zusetzen.

Aber diese Art der Ohnmacht bezieht sich lediglich auf das, was bereits feststeht. Weshalb sollten wir uns an einen Zustand wie an einen Mühlstein ketten, welchen wir definitiv nicht verändern können? Der uns im Gegenteil, nur tief hinunter in den trüben Tümpel der Hilflosigkeit zieht.
Es ist keine gute Idee sich an unveränderlichen Zuständen abzuarbeiten, uns zu grämen und zu klagen. So wie es eine von mir geschätzte Gesangslehrerin mal etwas salopp formuliert: „It makes no sense to beat a dead horse“ (Es ist sinnlos auf ein totes Pferd einzuprügeln)
Unsere Energie fließt in ein Verhalten, welches uns weder beflügelt noch wachsen lässt. Es richtet sich im Endeffekt gegen uns selbst.

Die „Safe Area“ zwischen DIR und dem Gefühl

Dass ich mittlerweile solche Momente der Macht- und Hilflosigkeit mit mehr Abstand beurteilen kann, bedurfte einiges an Übung. Ich war immer schon eher der von Null auf 100 in unter zwei Sekunden Typ, wenn es um Panik und sich Sorgen machen ging. Konkret geht es darum, und das bedarf ständige Achtsamkeit, einen Raum zwischen dem Gefühl und sich selbst zu kreieren. Soetwas wie eine „Safe Area“, eine Schutzzone.
Ich habe ein Gefühl, das sich auch physisch zum Beispiel durch Herzrasen, Schwindel oder stockendem Atem zeigt, aber ich bin nicht dieses Gefühl. Ich kann mir die Reaktionen meines Körpers betrachten und versuchen aus dem Gedankenkarussell auszusteigen.
Das klappt zugegeben mal besser und mal weniger gut. Es lässt sich allerdings hervorragend trainieren und jeder Versuch lohnt. Immer.
Wenn man es dann schafft, aus dem Kopf herauszukommen, ist es leichter dem Körper aus dem akuten Stress zu helfen. Sprich, erst mal tief durchatmen, vielleicht spazieren gehen, ein paar Dehnübungen machen, zu sich kommen und wieder darauf zu schauen, was unsere nächsten Schritte sein können. Gerade bei Menschen die als persönlichen Wahlspruch „Horror-Terror-Panik: ICH!“ haben kann das eine gute Hilfestellung sein aus dem passiven „etwas geschieht mit mir“ zu einem „ich entscheide und handle“ zu finden.

Bye Bye … for now!

Was DaWanda betrifft, habe ich den ersten Schock hinter mir und arbeite an all dem was noch zu tun ist um so elegant wie es nur geht zu Etsy umzuziehen. In 9 Jahren sammelt sich einiges im virtuellen Archiv an, das noch durchzuschauen, zu speichern oder zu entsorgen ist.
Ich beobachte gerade auch, wie diese „Herausforderung“ einiges an neuer und kreativer Energie freisetzen möchte. Das lass ich jetzt gerne einfach mal zu und schaue wohin es mich bringt. Ich freue mich über alle, die mich weiterhin begleiten und auf die neuen Möglichkeiten, welche sich auftun.
Ich hoffe ihr bleibt mir gewogen und ich sehe euch wieder. Auf Etsy, via Social Media oder mal live-echt-und-in-Farbe. Bis bald!